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Foto seitlich, ein Mann sitzt hinter dem Lenkrad eines LKWs (Foto: Christian Siedentopf)
Wenn andere schlafen, ist Bernhard Thielecke mit seinem LKW auf Achse. Das macht ihm nichts aus, denn er ist mit Leib und Seele Brummifahrer. (Foto: Christian Siedentopf)

Wussten Sie, dass Himbeersirup ein Gefahrengut ist und man somit für den Transport einen ADR-Schein benötigt? „Himbeersirup kann in großer Menge umweltgefährdend sein“, erklärt Christian Siedentopf von der Busse+Zerbe Deutschland GmbH. Das Logistikunternehmen aus Magdeburg transportiert deutschlandweit Waren im Nah- und Fernverkehr.

Seit 1. August 2019 ist Bernhard Thielecke Teil des Busse+Zerbe – Teams und fährt regelmäßig seine feste Route zwischen Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt. Dass der 58-Jährige wieder hinter dem Lenkrad sitzt, ist keine Selbstverständlichkeit. Anfang des Jahres wird er nach über 17 Jahren arbeitslos. Er meldet sich bei der Agentur für Arbeit Magdeburg. Bernhard Thielecke hat einen 40-prozentigen Behinderungsgrad aufgrund einer Erkrankung am linken Bein. Im Hinblick darauf rät man ihm, nicht mehr als Kraftfahrer zu arbeiten. Nach einer Untersuchung durch den medizinischen Dienst scheint der Traum, bald wieder auf Achse zu sein, in weite Ferne zu rücken.

Bernhard Thielecke ist jedoch Brummifahrer aus Leidenschaft. Über eine Empfehlung gelangt er im Mai zu Regionalberaterin Cindy Schellhas. „Im Gespräch wurde mir schnell klar, dass Herr Thielecke trotz seiner gesundheitlichen Einschränkungen in keinem anderen Beruf arbeiten möchte. Daher haben wir gemeinsam dieses Ziel verfolgt“, erinnert sie sich. Im ersten Schritt werden die Bewerbungsunterlagen auf den neuesten Stand gebracht. Über Bekannte erfährt die Regionalberaterin von Busse+Zerbe und kontaktiert das Logistikunternehmen.

Schon bald darauf geht Bernhard Thielecke zum Vorstellungsgespräch. Mit seiner jahrelangen Erfahrungen kann er überzeugen trotz seiner gesundheitlichen Einschränkungen. „Uns ist es viel wichtiger, dass unsere Mitarbeiter zu uns passen. Alles weitere findet sich. Wir haben zum Beispiel auch einen Fleischer unter unseren Fahrern“, so Christian Siedentopf. Bedingung für eine Beschäftigung ist jedoch der ADR-Schein. „Wir haben dann noch die Möglichkeiten der Förderung eruiert. Der ADR-Schein kostet 275 Euro. Eine Förderung über WEITERBILDUNG Direkt ist erst ab Kursgebühren ab 1.000€ möglich. Aufgrund seiner nachgewiesenen körperlichen Einschränkung durch den medizinischen Dienst ist eine Förderung durch die Agentur für Arbeit nicht möglich. Herr Thielecke hat die Kosten dann selbst übernommen“, erklärt Regionalberaterin Cindy Schellhas. An einem Wochenende im Juli absolviert Bernhard Thielecke den ADR-Kurs. Als er den Nachweis in der Post hat, meldet er sich umgehend bei Christian Siedentopf. „Als Antwort kam, dass ich am 1. August anfangen kann. Meine Arbeit macht mir viel Spaß. Ich bin wirklich froh, dass ich über Fachkraft im Fokus diesen Arbeitsplatz gefunden habe und dass meine Behinderung für Herrn Siedentopf keine Rolle gespielt hat. Stattdessen meinte er: Wenn alles gut geht, übergebe ich Ihnen einen Blumenstrauß, wenn Sie in Rente gehen.“