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Eine schöne Pflanze, die immer weiterwächst

Viele Männer und Frauen vom Fahrradies schauen in die Kamera. Sie haben das Landessiegel als Urkunde und enen Blumenstrauß bekommen.
"Ein Team auf das ich mich verlassen kann", freut sich Inhaber Thomas Barth über die Auszeichnung mit dem Landessiegel "Das mitarbeiterorientierte Unternehmen - Hier fühle ich mich wohl". (Foto: Susanne Lange, Fachkraft im Fokus)

„Unternehmen, die sich stets verändern, geht es durchschnittlich besser – selbst, wenn sie nicht wissen warum“, für diesen Satz steht Thomas Barth, Inhaber der Fahrradies Fahrradfachgeschäft GmbH in Halle. Noch vor zwei Jahren fand man in der Bernburger Straße 25 das Fahrradies mit Fahrrädern für die Großen und angeschlossener Werkstatt. Im Nachbarhaus war das Fahrradieschen mit viel Fahrspaß für die Kleinen. Monate später ein großes Loch und eine Baustelle. Heute steht hier das neue Fahrradies. Der Verkaufsraum hat sich vergrößert und die Werkstatt noch professionellere Räumlichkeiten bekommen. „Die Zeit des Umbaus mit all dem Lärm, Stress sowie die heute daraus resultierenden Veränderungen der Arbeitsprozesse in den neuen Räumlichkeiten waren und sind eine Herausforderung für das Team. Ein Team, auf das ich mich verlassen kann. Trotz der Baumaßnahmen haben wir nur einen Tag geschlossen gehabt, der Alltag unseres Geschäftes lief die ganze Zeit normal weiter. Daher wollte ich wissen, wie hat mein Team diese Umwälzungen verkraftet?“, erklärt Thomas Barth, warum sich das Fahrradies der Wertenetz©-Befragung gestellt hat.

Der gelernte Elektroniker Thomas Barth hat schon immer eine Leidenschaft für Fahrräder, fährt lange Touren, schraubt und baut aus einem Roller und einem Wartburgmotor einen E-Roller. Was im Frühjahr 1989 noch ein Velolazarett aus zwei Koffern bei der Frühlingskirmes im halleschen Paulusviertel ist, wird nach einer Radtour nach Afrika und zurück 1990 zu einer konkreten Idee. Während der Reise trifft er auf Manuel und Juan, die einen kleinen Fahrradladen in Barcelona führen. Die Idee reift, wichtig ist „el fuego“, erklärt ihm Manuel. Zurück in Deutschland legen acht Freude je 100 Mark zusammen und in einem Abbruchhaus öffnet das Fahrradies. „Immer getragen von der Sympathie der Hallenserinnen und Hallenser“, etabliert sich das Geschäft und ist an seinem Standort in der Bernburger Straße eine Institution für das Familienfahrradvergnügen vom Kinderfahrrad über das Stadtrad bis zum E-Bike. Mit den neuen Geschäftsräumen hat sich die Mitarbeiterzahl verdoppelt. In den Verkaufsräumen und der Werkstatt kümmern sich 20 Männer und Frauen um Räder, Reifen und Reparaturen.

Dass der stetige Wandel eine Herausforderung darstellt, erkennt Geschäftsführer Barth und engagiert eine Coachin, die den Prozess begleitet. „Sie hat mir den Tipp gegeben, mich an Fachkraft im Fokus zu wenden, um einen Blick von außen zu bekommen, ob wir durch unsere Maßnahmen auf dem richtigen Weg sind“. Im August 2019 stellen sich die Mitarbeiter*innen den Fragen um die Themen Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder zur Kommunikation und Wertschätzung im Unternehmen. Dabei treffen verschiedene Lebensmodelle aufeinander. Student*innen, die sich im Nebenjob etwas dazu verdienen möchten oder Familienväter mit Kind und Kegel – doch alle vereint die Begeisterung für das Fahrrad.  „Dass alle auf Augenhöhe miteinander reden, sich das Team versteht und auch unterschiedliche Wünsche von Arbeitszeiten funktionieren, dafür ist Kommunikation ganz entscheidend“. Neben den regelmäßigen Feedbackgesprächen reagiert man auf aktuelle Bedarfe. „In der Werkstatt wird die Kapazität erhöht werden. Kein Kunde möchte lange auf sein Fahrrad warten. Ein Teil unseres Werkstattteams freut sich über die Veränderungen, andere sind skeptisch. Meine Frau und ich suchen das Gespräch, möchten zuhören und erfahren, was sie verunsichert und was wir gemeinsam machen können, damit sich die Bedenken lösen“. Ein weiterer wichtiger Baustein stellt für Thomas Barth die Eigenverantwortung der Mitarbeiter*innen da. Das Team organisiert den Einsatzplan selbst. Wer deckt welche Ladenöffnungszeiten ab, wer arbeitet am Samstag oder wer ist im Home-Office – all das klärt das Team miteinander. Die Kommunikation wird auf verschiedene Schultern verteilt, um den Informationsaustausch zu gewährleisten, wenn nicht jeder immer vor Ort ist aufgrund unterschiedlicher Arbeitszeiten.

Die Stimmung ist gut im Fahrradies, die Mitarbeiter*innen fühlen sich wohl. Die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung spiegeln das wider. „Wir freuen uns über das Landessiegel. Es ist eine ordentliche Wertschätzung des eigenen Tuns. Das sagt mir, dass der Weg, den wir gehen, ein guter ist“, immer im Blick weitere Potentiale zu erschließen. „Wenn wir mit den neuen Anforderungen des Arbeitsmarktes unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Flexibilität geben, wächst im gleichen Maße die Kommunikation“. Gerade weil schon die nächsten Projekte anstehen. Mit Digitalisierungsberater Siegfried Simolke wurde der Einsatz eines Body-Scanners zur Vermessung des Körpers besprochen, „dafür muss das Team geschult werden, auch mit medizinischen Grundlagen. Im Januar und Februar wollen wir alles ausprobieren, um für unsere Kundinnen und Kunden den Service ab März 2020 anzubieten“.

Am neuen Gebäude des Fahrradies ragt an der Außenwand eine Blüte gen Himmel. Der Künstler Johannes Traub hat seine Empfindungen zum halleschen Unternehmen Gestalt werden lassen: „Das Fahrradies steht für stetige Entwicklung und ein natürliches Wachstum - wie eine schöne Pflanze, die immer weiterwächst“.