Altersgerechte Schichtmodelle: Ein Ausdruck von Arbeitgeberattraktivität

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Altersgerechte Schichtmodelle: Ein Ausdruck von Arbeitgeberattraktivität

In Deutschland arbeiten aktuell ca. 16 Prozent der Beschäftigten in Schichten. Diese haben mit zunehmendem Alter mit steigenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu kämpfen. Nachtschichten verlangen von den Arbeitnehmer*innen ein Arbeiten gegen ihre „innere Uhr“, denn der menschliche Körper ist in der Nacht auf Regenerierung und Ruhe eingestellt. Gerade in den letzten zehn Jahren der Erwerbstätigkeit leiden ältere Beschäftigte vermehrt unter gesundheitlichen Problemen wie Schlafmangel, Gewichtszunahme und Herz- oder Kreislauferkrankungen. Doch nicht nur gesundheitliche Probleme zählen zu den negativen Seiten der Schichtarbeit. Konservative Schichtarbeitsmodelle können auch negative soziale Auswirkungen haben.

Um das eigene Fachkräftepotenzial auch in Zukunft dauerhaft an das Unternehmen zu binden und die eigene Arbeitgeberattraktivität zu stärken, ist eine individuelle Arbeitszeitgestaltung unerlässlich. So wird nicht nur die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter*innen erhalten, ein faires Schichtmodell wirkt sich auch positiv auf die Freizeitgestaltung aus.

Der richtige Schichtplan sollte immer Maßarbeit sein und richtet sich nach den gegebenen Anforderungen im Unternehmen. So haben zum Beispiel kleinere Unternehmen oft ein Zwei-Schicht-Modell mit einer Früh- und Spätschicht. Hier sollte insbesondere darauf geachtet werden, dass die Frühschichten nicht vor sechs Uhr morgens beginnen oder zum Beispiel kurze Gleitzeitphasen von 15 Minuten berücksichtigt werden, die es erlauben Fahr- und Betreuungszeiten abzustimmen. Eine solche Änderung kann unter den Beschäftigten bereits viel bewirken. Die Mitarbeiter*innen sollten transparent in den Umstrukturierungsprozess eingebunden werden. Die Beschäftigten nach Ihren Arbeitszeitwünschen zu befragen, kann eine Möglichkeit sein, die Ist- und Soll-Situation abzugleichen. Solche Initiativen wirken sich positiv auf das Betriebsklima aus.

Insbesondere in kleineren Unternehmen ist es schwierig, optimale Schichtpläne umzusetzen. Der Umstellungsprozess selbst ist nicht immer einfach und es muss von Seiten der Arbeitnehmer*innen mit Widerständen gerechnet werden. Unternehmen sollten sich daher auf einen Zeitraum von ca. einem Jahr einstellen, um ihr Schichtmodell anzupassen und diese zunächst als Testphase verstehen. Oftmals benötigen die Beschäftigten eine gewisse Zeit, um die positive Wirkung wahrzunehmen. Die Einführung flexibler Arbeitszeiten unterstützt die betrieblichen Erfolgsfaktoren.

Für ältere Mitarbeiter*innen sollten Schichtsysteme gezielt nach dem Prinzip der belastungsnahen Erholung gestaltet werden, d.h. ein altersgerechtes Schichtsystem sieht kürzere Arbeitsphasen mit kurzen Erholungsphasen vor. Der Ausgleich von Nacht- und Wochenendarbeit sollte nach Möglichkeit durch Freizeit und nicht durch finanzielle Ausgleichszahlungen erzielt werden, um die Ressourcen der eigenen Arbeitnehmer*innen effizient zu schonen. Ein Beispiel: Bei einem 56-Jährigen Konstruktionsmechaniker verringerten sich schon nach kurzer Zeit die gesundheitlichen Beschwerden und er konnte sich neue Freiräume für seine Freizeitgestaltung schaffen. Das gängige Dreischichtsystem im Betrieb wurde so umgestellt, dass er zukünftig nur noch drei Nachtschichten hintereinander arbeiten muss und dafür einen gesonderten Erholungstag bekommt.

Gerade für ältere Belegschaften kann diese Umstellung zur dauerhaften Gesunderhaltung beitragen, so dass sie motivierter auf Arbeit erscheinen und bis zum Ende ihrer Erwerbstätigkeit gute Arbeit leisten können.

Eine weitere Möglichkeit wäre, die Fachkräfte durch Qualifizierungen in den verschiedenen Arbeitsbereichen weiterzubilden, um ihre Einsatzmöglichkeiten zu erweitern. Durch eine Ergänzung der Fertigkeiten und Fähigkeiten der Mitarbeiter*innen können diese flexibler im Unternehmen eingesetzt werden. Auch das kann einer einseitigen Belastung in nur einem Tätigkeitsfeld eines Schichtarbeiters ebenfalls entgegenwirken.

Ausgewählte Maßnahmen für altersgerechte Schichtmodelle auf einen Blick: 

  • Vorwärtsrotation von Schichtplänen
  • Kürzere Arbeitsphasen mit kürzeren Erholungsphasen
  • Maximal drei Nachtschichten hintereinander
  • Regelmäßige freie Wochenenden
  • Mehrbelastung durch Freizeit, und nicht durch finanzielle Anreize ausgleichen
  • Frühschicht sollte nicht zu früh beginnen (ab 6 Uhr)
  • Schichtpläne sollte überschaubar und verlässlich sein

 

In vier Schritten zu altersgerechten Schichten:

  1. Klären Sie warum und wie die Arbeitszeiten verändert werden sollen.
  2. Konkretisieren Sie, was möglich und umsetzbar ist.
  3. Diskutieren Sie Ihr Konzept – testen und passen Sie es an.
  4. Kommunizieren Sie Ihr Vorhaben an die Belegschaft und setzen Sie es um.

 

Die Landesinitiative Fachkraft im Fokus hat in den Landkreisen Salzlandkreis, Anhalt-Bitterfeld, Wittenberg sowie der Stadt Dessau-Roßlau mit dem Thema „Beschäftigungscheckup“ einen regionalen Schwerpunkt gesetzt. Sie verfolgt das Ziel, Arbeitgeber für das Thema demografischer Wandel und Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit zu sensibilisieren.

Nutzen Sie unseren kostenlosen Beratungsservice: Älteren Beschäftigten wird anhand von individuellen Analysen ein Überblick über die eigenen Potenziale gegeben. Aus den daraus resultierende Risiken und Chancen lassen sich passgenaue Strategien für mehr Leistungsfähigkeit Ihrer Beschäftigten entwickeln.

 

Quellen:

Forschungsbericht Arbeitsmarkt 424 (2012): Instrumentenkasten für eine altersgerechte Arbeitswelt in KMU. Analyse der Herausforderungen des demografischen Wandels und Systematisierung von Handlungsoptionen für kleinere und mittlere Unternehmen. Hrsg: Bundesministerium für Arbeit und Soziales.

ArbeitsZeitGewinn in kleineren und mittleren Unternehmen 2013: Kompaktes Arbeitszeitwissen für die Praxis. Hrsg: RKW Hessen GmbH.