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Brummifahrer aus Syrien

Beim Verkehrsinstitut Reimertshofer in Halle lernen die Teilnehmer alles über Verkehrsregeln oder das Thema Logistik (Foto: IQ Netzwerk Sachsen-Anhalt).

Lange Arbeitszeiten und ein mieses Image: Schätzungen zufolge fehlen in Deutschland bis zu 45.000 LKW-Fahrer. Wie kann man dem Fachkräftemangel in der Logistik entgegenwirken, damit die Supermarktregale demnächst nicht leer bleiben? Die Branche steht vor einer großen Herausforderung. Immer wenige junge Menschen wollen Berufskraftfahrer werden und die Brummifahrer, die heute die 40Tonner lenken, gehen bald in Rente. In der Region Halle versucht man neue Wege zu gehen. In einem gemeinsamen Projekt der Landesinitiative Fachkraft im Fokus, des IQ Netzwerk Sachsen-Anhalt und des Jobcenter Halle wird Geflüchteten eine berufliche Perspektive in einer Branche gegeben, die neue Potenziale nutzen muss.   

In den letzten Wochen haben sich 14 Männer aus Syrien, dem Iran und Afghanistan bereits mit einem B1-Sprachkurs bei inlingua Halle vorbereitet worden, um mit der Ausbildung zum Berufskraftfahrer zu beginnen. „Es ist wichtig, dass alle auf einem Sprachniveau sind, um mit dem berufsbezogenen Sprachkurs richtig in die Ausbildung zum Berufskraftfahrer einzusteigen“, erklärt Waseem Aleed, Willkommensbegleiter Fachkraft im Fokus. In den nächsten sechs Monaten steht das Fachmodul 1 an, das durch Mittel des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge und des IQ Netzwerk Sachsen-Anhalt finanziert wird. Von nun an heißt es, Montag bis Donnerstag die deutsche Sprache mit dem Schwerpunkten Berufskraftfahrer wie Verkehrsregeln oder Logistik zu erlernen.  „Ohne die richtigen und fachspezifischen Sprachkenntnisse werden sie die Ausbildung und vor allem die Prüfung nicht verstehen und somit nicht bestehen“, so Schulleiter Robert Werner, inlingua Halle.

Jeden Freitag folgt der Theorieunterricht beim Verkehrsinstitut Reimertshofer Halle GmbH, um die Teilnehmer auf die IHK-Ausbildung und Prüfung vorzubereiten. „Am Anfang wird der Theorieunterricht aufgrund der Fachtermini nicht einfach sein. Daher werden wir das an den Freitagen erlernte Wissen in jeder kommenden Woche im Sprachunterricht integrieren. Mit jeder neuen Woche kommen dann die Erfolge“, erklärt Robert Werner. Wer den Sprachkurs und den Fachunterricht erfolgreich gemeistert hat, kann im Mai 2019 mit dem Fachmodul 2 mit der Ausbildung zum Berufskraftfahrer beginnen.

Das Projekt hat gerade erst begonnen, schon klopfen die ersten Firmen der Region an. „Wir wollen versuchen, bereits in der Ausbildung erste Kontakte zu knüpfen, indem sich die Unternehmen im Rahmen des Unterrichts vorstellen. Es werden Bewerbungsunterlagen geprüft und die Teilnehmer auf Vorstellungsgespräche vorbereitet. Sodass nach der Ausbildung im besten Fall der Berufseinstieg nahtlos klappt“, erklärt Waseem Aleed.