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Traditionelles Handwerk wird digital.

Digitalisierung verändert auch die Arbeitswelt im traditionellen Handwerk. Der Wandel des Berufsbildes eines Schriftenhauers zeigt auf, wie digitalisiert und dennoch individualisiert gearbeitet werden kann.

Eine Frau steht an einem Computer und überwacht die Steuerung einer Steinbearbeitungsmaschine, ein Mann schaut zu.
Eine Frau steht an einem Computer und überwacht die Steuerung einer Steinbearbeitungsmaschine, ein Mann schaut zu.
Fotos © Landesinitiative Fachkraft im Fokus: Mandy und Sven Bittdorf am Computer bei der Programmierung der CNC-Steuerung für die Steinbearbeitungsmaschine (Panthograph)

Als sich Sven Bittdorf Ende des Jahres 2020 telefonisch an Siegfried Simolke wendet, ist für den Inhaber des Steinmetzbetriebes Bittdorf in Großjena das mögliche Ziel der erfolgreichen Unterstützung noch völlig offen. Ein befreundeter Unternehmer aus Naumburg hatte ihm vom positiven Zuwendungsbescheid für sein Projekt und der konstruktiven Zusammenarbeit mit Siegfried Simolke, Regionalberater Digitalisierung bei der Landesinitiative Fachkraft im Fokus, berichtet.

„Eines unserer Hauptbetätigungsfelder ist die Gestaltung und Herstellung von Grabmalen. Die Inschriften dafür werden von einem Schriftenhauer gestaltet. Gerade in diesem Bereich trifft uns der Fachkräftemangel besonders stark. Wenn es uns nicht gelingt, kreative Lösungen zu finden, wird traditionelles Handwerk hier nicht bestehen können.“, betont Sven Bittdorf im Rahmen der Erstberatung durch Siegfried Simolke. „Viele Arbeiten sind zeitlich sehr aufwändig und erfordern Fachpersonal, das uns kaum noch zur Verfügung steht und auch für eine Ausbildung in unserem Handwerksbetrieb nicht gefunden werden kann.“

Schnell finden Sven Bittdorf und Siegfried Simolke einen guten Draht zueinander. Gemeinsam entwickeln sie Ideen für den Einsatz von digitalen Technologien innerhalb der Geschäftsprozesse sowie für die Gestaltung und den Ablauf von Arbeitsprozessen. Mit der Integration eines Panthographen, einer numerisch gesteuerten Steinbearbeitungsmaschine, ließen sich alle Probleme in den Arbeitsabläufen des Steinmetzbetriebes beseitigen. Engpässe bei der Herstellung der Schriften für die Grabmale würden der Vergangenheit angehören. Auch neue Geschäftsfelder könnten erschlossen werden wie beispielsweise die genaue Ausfräsung von Flächen in Natursteinplatten für Küche, Bad und den Innenausbau, vielseitigere Schrift- und Ornamentgestaltung oder das Fräsen von Messingschrifttafeln, Mosaiken und Plastiken.

Aus den Ideen wird im kreativen Schlagabtausch ein Konzept geschmiedet und kurz vor Weihnachten noch in 2020 als Förderantrag für die Digitalisierung von Arbeitsprozessen bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt eingereicht. Im Frühjahr 2021 bekommt Sven Bittdorf eine Zusage für sein Projekt und hält schon am 15.04.2021 den positiven Zuwendungsbescheid in seinen Händen.

Stolz zeigt Mandy Bittdorf, Ehefrau des Inhabers und Mitarbeiterin des Steinmetzbetriebes Bittdorf, im August 2021 unserem Regionalberater Siegfried Simolke den inzwischen einsatzbereiten Panthographen. Als Mandy Bittdorf die Programmierung über die CNC-Steuerung* der Steinbearbeitungsmaschine am Computer erläutert, bearbeitet diese gerade kontinuierlich einen neuen Grabstein und fräst Schriften und Ornamente in die Oberfläche. Insgesamt zwei Stunden wird die Maschine bis zur Fertigstellung des Steins benötigen. Ein Schriftenhauer hätte für die gleiche Arbeit gut fünf Stunden veranschlagt.

www.steinmetz-bittdorf.de

*frei programmierbare, rechnergesteuerte Werkzeugmaschine