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Neue Potentiale fördern

Lesen und Schreiben zu können, ist für die meisten von uns selbstverständlich. Unter Kindern und Jugendlichen sind 5 Prozent Legastheniker*innen, sie haben eine Lese- und Rechtschreibschwäche und 1 Prozent haben Dyskalkulie, eine Rechenschwäche. Im Interview zeigt Skadi Lückerath vom Projekt ISαGA auf, wie wichtig es ist, dass Unternehmen für diese Themen sensibilisiert und aktiviert werden, um auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel Potentiale zu stärken und zu sichern.

"Die Frage, wie sich fachliche berufsbezogene Inhalte mit der Förderung im Lesen, Schreiben und Rechnen verzahnen lassen, wird in Betrieben und Berufsschulen zunehmend an Bedeutung gewinnen", so Skadi Lückerath.

„Entscheidend bleibt, dass alle Jugendlichen durch Bildung ihr Potenzial entwickeln können. Jeder junge Mensch muss mit einer abgeschlossenen Ausbildung ins Berufsleben starten“, so Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer zu den aktuellen Arbeitsmarktzahlen. Kramer weist trotz der guten Zahlen auf das Problem des wachsenden Fachkräftebedarfs. Hier spielt auch die Grundbildung eine entscheidende Rolle. Unter Kindern und Jugendlichen sind 5 Prozent Legastheniker*innen, sie haben eine Lese- und Rechtschreibschwäche und 1 Prozent haben Dyskalkulie, eine Rechenschwäche. Es ist wichtig, dass Unternehmen für diese Themen sensibilisiert und aktiviert werden, um auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel Potentiale zu stärken und zu sichern. Daher benötigen Ausbildende geeignete Unterstützungsstrategien, um betroffenen Jugendlichen zu helfen, ihr Potential zu erschließen. Hier setzt das Projekt ISαGA – Initiative zur Stärkung der Alphabetisierungs- und Grundbildungskompetenzen in Ausbildungsbetrieben an.

Fachkraft im Fokus (FiF) im Interview mit Skadi Lückerath (SL), ISAGA - Initiative zur Stärkung von Alphabetisierungs- und Grundbildungskompetenzen in Ausbildungsbetrieben

FiF:      Frau Lückerath, wir haben in Sachsen-Anhalt immer mehr das Problem, dass Unternehmen noch offene Ausbildungsplätze haben, aber keine geeigneten Auszubildenden finden.

SL:      Die Unternehmen in Sachsen-Anhalt stehen vor dem zentralen Problem, dass sie nicht mehr oder nur schwer gut qualifizierte Mitarbeiter*innen finden. Besonders schwierig gestaltet sich die Situation bei der Ausbildung, denn es fehlen junge Bewerber*innen, die die Anforderungen der Betriebe in vollem Umfang erfüllen. Nicht selten bleiben Ausbildungsplätze unbesetzt. Gerade diese Unternehmen müssen sich etwas einfallen lassen, um ihre Ausbildung in Zukunft sicherzustellen. Daraus ergeben sich Möglichkeiten gerade für diejenigen, die bislang nicht ausreichend in eine betriebliche Ausbildung gemündet sind, wie z.B. lernschwache Jugendliche mit fehlenden Schriftsprach- und Rechenkompetenzen.

FiF:      Das bedeutet, dass die Betriebe ihre Auswahlkriterien an die Bewerber*innen ändern müssen?

SL:      Ja, Betriebe sollten sich bewusst machen, dass nicht ausschließlich kognitive Fähigkeiten den Erfolg einer Berufsausbildung garantieren, sondern ein grundlegendes Interesse am Beruf und eine hohe Ausbildungsmotivation des Jugendlichen mitentscheidend dafür sind. Sicherlich muss eine gewisse Lese- und Rechenkompetenz vorhanden sein, damit lernen überhaupt erst möglich ist. Doch, wenn dies nicht in ausreichendem Maße der Fall ist, sollte zumindest die Möglichkeit bestehen, das fehlende mit entsprechender Förderung während der Ausbildung nachzuholen.

FiF:      Aber nicht nur die Unternehmen müssen umdenken. Auch die Art der Ausbildungen hinsichtlich der Grundbildung muss einen entscheidenden Schritt auf diese Zielgruppe zugehen?

SL:      Bisher wird in Bildungsangeboten, die auf berufliche Qualifizierung ausgerichtet sind, jedoch kaum auf die Lernvoraussetzungen grundbildungsschwacher Jugendlicher eingegangen. Das heißt, es ist langfristig notwendig, das Thema Grundbildung stärker in der Ausbildung zu verankern und dessen Verortung in beiden Ausbildungsbestandteilen, dem praktischen und dem theoretischen, voranzutreiben. Die Frage, wie sich fachliche berufsbezogene Inhalte mit der Förderung im Lesen, Schreiben und Rechnen verzahnen lassen, wird in Betrieben und Berufsschulen zunehmend an Bedeutung gewinnen.

FiF:     Sind die Unternehmen und das Ausbildungs- und Lehrpersonal schon im Umdenken oder Bedarf es noch viel Arbeit?

SL:      Wie gut Ausbildungs- und Lehrpersonal auf diese Entwicklung vorbereitet ist, lässt sich nur schwer einschätzen. Doch gibt es Unterstützungsangebote im Land, die kostenfrei Hilfestellung leisten. Wir vom ARBEIT UND LEBEN Bildungsvereinigung Sachsen-Anhalt e.V. informieren und qualifizieren über unsere Projekte ISαGA und proαlpha Vertreter*innen aus Ausbildungsbetrieben, überbetrieblichen Ausbildungsstätten und Berufsschulen darin, Grundbildungsprobleme bei Auszubildenden zu erkennen sowie eine frühzeitige Förderung in die Wege zu leiten. Dann steht dem Erreichen des Berufsausbildungsabschlusses nichts mehr im Wege. Auch wenn der Weg vielleicht bis dahin etwas holprig ist, so haben die Unternehmer*innen aber eine Fachkraft gefunden, die mit Leidenschaft und hoher Motivation arbeitet und aufgrund der Unterstützung langfristig im Unternehmen bleibt.

Nähere Informationen zu den Projekten finden Interessierte unter http://www.stark-fuer-grundbildung.de.

Wenden Sie sich auch gern persönlich an die Rufnummer: 0391 6234-64

lueckerath@arbeitundleben.org.