Nachwuchs für den Harz: Dringend gesucht!

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Nachwuchs für den Harz: Dringend gesucht!

Im August und September beginnen die Schulabgänger*innen in Sachsen-Anhalt ihre Ausbildung. Die heimischen Unternehmen freuen sich über den Nachwuchs, die Fachkräfte von morgen sind vor allem in vielen kleinen Betrieben die Hoffnung, Wissen weiter zu geben und damit Existenzen zu sichern. Doch auch in der Region Harz klagen viele Unternehmen über den Azubimangel – vor allem ein Aufschrei der KMU, der einem alljährlich im Spätsommer in der Presse begegnet. Warum schaffen es vor allem bestimmte Branchen wie das Hotel- und Gaststättengewerbe nicht mehr, ihren Bedarf an Nachwuchs zu decken? Und welche Wege gibt es für Unternehmen, weiterhin junge Menschen für Ihre Ausbildungsberufe zu begeistern?

Die Regionalberaterinnen aus dem Harz, Ilka Wottawah-Küster und Antje Hoffleit, unterhielten sich mit Marcella Lange, Teamleiterin Berufsberatung, Rehabilitation und Schwerbehinderte der Agentur für Arbeit Halberstadt über die aktuelle Lage auf dem Ausbildungsmarkt im Harz.

 

Frau Lange, wie viele freie Ausbildungsplätze wurden Ihnen von Harzer Unternehmen gemeldet und wie viele sind jetzt zum Ausbildungsbeginn noch offen?

Aktuell haben wir 1.259 gemeldete Stellen, davon sind 393 unbesetzt (Stand Mitte August 2016). Vor allem Hotels und Gaststätten konnten ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen. Auch in der Körperpflege-Branche sieht es nicht gut aus.

 

Alljährlich kann man kurz vor Start des neuen Lehrjahres über die Klagen der Unternehmer*innen lesen. Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass es in den letzten Jahren eine Vielzahl von unbesetzten Ausbildungsstellen gibt?

Das Rennen um guten Nachwuchs wird seit Jahren immer härter. Die Zahl der Schulabgänger ist im Vergleich von vor 10 Jahren deutlich gesunken. Auch zieht es mehr Jugendliche nach dem Abitur an die Universität oder in andere weiterführende Bildungsgänge. Bis zum Jahr 2025 wird das Potential an  Arbeitskräften, egal mit welchem Abschluss, deutlich sinken. Hinzu kommt, dass bestimmte Ausbildungsberufe eben einfach wenig attraktiv für die aktuelle junge Generation sind, z. B. im Hotel- und Gaststättengewerbe. Die Rahmenbedingungen wie Arbeitszeiten am Wochenende und feiertags sowie Verdienstmöglichkeiten stellen nun einmal ein wichtiges Kriterium bei der Berufswahl der jungen Leute dar.

 

Welche Wege gehen Harzer Unternehmen um Ihre Ausbildungsstellen zu besetzen? Welche Medien nutzen sie zur Bekanntmachung?             

Es sind vor allem die klassischen Wege wie das Anbieten in unserer Jobbörse, auf dem eigenen Internetauftritt der Unternehmen, auf Messen und in regionalen Zeitungen. Natürlich wird auch oft über die eigenen Mitarbeiterinnen geworben.

 

Welche Maßnahmen sollten aus Ihrer Sicht die Unternehmen umsetzen, damit sie jetzt noch Auszubildende finden und damit sich im nächsten Jahr potentielle Auszubildende beim Unternehmen bewerben?

Nur wer den Schülerinnen und Schülern seine Ausbildungsmöglichkeiten und beruflichen Perspektiven nahe bringt, dem gelingt es auch, diese frühzeitig an das eigene Unternehmen zu binden. Dabei sollten die Unternehmen auch ihre Anforderungen an die potentiellen Auszubildenden überdenken und sich eher im Rahmen eines Praktikums von der Leistung und Motivation der Jugendlichen überzeugen. So kann sich die Chefin oder der Chef gerade auch von vermeintlich schwächeren Bewerbern ein Bild machen. Jeder Mensch hat ein Talent, welches nur entdeckt und gefördert werden muss.

 

Ein nicht geringer Anteil der Jugendlichen möchte gern eine Ausbildung in der Heimat beginnen und im Harz bleiben. Welche Hinweise können Sie zukünftigen Azubis geben, um sich noch in diesem bzw. im nächsten Jahr bei Unternehmen in der Harzregion um einen Ausbildungsplatz zu bewerben?

Die Jugendlichen sollten Alternativberufe nahe am Wunschberuf in Betracht ziehen, sich nicht nur auf einen Ausbildungsberuf festlegen. Oft liegt der Schlüssel für einen erfolgreichen Berufseinstieg direkt vor der Tür, zum Beispiel hinter einer ungewohnten Berufsbezeichnung oder in einem kleinen oder weniger bekannten Betrieb. Die Berufsberater*innen der Arbeitsagentur Halberstadt helfen den Jugendlichen, die in diesem Jahr eine Berufsausbildung beginnen möchten, auch noch kurzfristig. Über die Hotline der Bundesagentur für Arbeit (0800 4 5555 00) können sie einen Termin mit dem Berufsberater vereinbaren – auch gern in Begleitung ihrer Eltern. Allgemein sollten sich Jugendliche frühzeitig orientieren, eine gute Ausbildungswahl benötigt auch eine gute Vorbereitung.

 

Welche Unterstützungsmöglichkeiten bietet die Agentur für Arbeit Halberstadt bzw. ihr Team für Unternehmen und Bewerber*innen an?

Wir unterstützen und begleiten die Azubis bei Bedarf während der gesamten Ausbildung. Mit der  „Assistierten Ausbildung“ helfen wir beim Abbau von Sprach- und Bildungsdefiziten und  bei der Förderung der Fachtheorie. In diesem Rahmen bieten wir auch eine sozialpädagogische Begleitung an, um einen erfolgreichen Ausbildungsverlauf zu ermöglichen. Auch mit den ausbildungsbegleitenden Hilfen können wir unter die Arme greifen.