„Spurwechsler*innen“: Unternehmen entdecken neue Fachkräftepotentiale

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„Spurwechsler*innen“: Unternehmen entdecken neue Fachkräftepotentiale

Studienabbrechende als Azubis gewinnen

„Wir finden einfach nicht die passenden Auszubildenden und Mitarbeiter*innen!“ ist ein Satz, den Sebastian Patze und Henriette Freikamp von der FiF-Regionalberatungsstelle Magdeburg sehr oft als Einstieg in ein Beratungsgespräch bei Unternehmen hören. In ihren Beratungen schlagen die beiden eine Vielzahl von Maßnahmen vor, um die Bewerberzahl in den Betrieben zu erhöhen. Eine davon ist die Kooperation mit dem JOBSTARTERplus Projekt ISABEL. ISABEL hat die Integration von Studienabbrecher*innen in den Arbeitsmarkt zum Ziel und unterstützt Unternehmen beim beruflichen Einstieg und der Laufbahngestaltung von Studienabbrecher*innen. Allein im Kammerbezirk der IHK Magdeburg stehen im Jahr 2025 voraussichtlich rund 39 Prozent potenzielle Auszubildende (16 bis 25 Jahre) weniger zur Verfügung als im Jahr 2008. Dies bedeutet in absoluten Zahlen ca. 50.000 Auszubildende im Jahr 2025 weniger als im Jahr 2008. Gleichzeitig bricht gegenwärtig ca. jede/r fünfte das Studium ab (einschließlich Wechsel der Studienrichtung).

Die Potenziale dieser meist noch jungen Menschen für den Arbeitsmarkt sind enorm groß. Durch den zunehmend spürbaren Fachkräftemangel verstärkt sich das Interesse von Unternehmen an Bewerbungen dieser Personengruppe um Ausbildungsplätze, duale Studienplätze oder um die direkte Einmündung in Beschäftigung mit berufsbegleitender Qualifizierung. Sie sind immer mehr bereit, diese zukünftigen Fachkräfte zu gewinnen und auszubilden. ISABEL versteht sich als Bindeglied zwischen Unternehmen und jungen Menschen, die beide auf der Suche sind. Die Unternehmen sind auf der Suche nach Nachwuchs, der bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, der bereits weiß, was er will und schon ein großes Stück persönliche Reife mitbringt. Die jungen Menschen sind auf der Suche nach einem Unternehmen in der Region, mit individuellen Angeboten zur persönlichen Weiterentwicklung und einer langfristigen Perspektive, die Sicherheit und Stabilität bieten.
Wie aber können Unternehmen an diese noch unterschätzte Zielgruppe herankommen? ISABEL unterstützt Unternehmen auf praktische Weise dabei, ganz bewusst und zielgerichtet auf diese zuzugehen:

  • Verbesserung der Attraktivität als Ausbildungsbetrieb
  • Steigerung des regionalen und überregionalen Bekanntheitsgrades
  • Weitergabe von Stellenangeboten an Studienabbrechende die über das Projekt ein Karriere-Coaching nutzen

Zusätzlich wird das Know-how der Strukturpartner bei den Themen Anerkennung von Teilabschlüssen sowie Ausbildungsverkürzung genutzt.

Für Studienabbrecher*innen bietet ISABEL ein Karriere-Coaching an, um Ausbildungs- und Berufswünsche zu klären. Sind diese in einem Unternehmen im nördlichen Sachsen-Anhalt umsetzbar, nehmen die Mitarbeiterinnen von ISABEL  Kontakt zu einem geeigneten Unternehmen auf. An dieser Stelle helfen auch die Regionalberater*innen von Fachkraft im Fokus (FiF). Sie informieren Unternehmen gezielt zu den Potenzialen der Zielgruppe, zu den Möglichkeiten des Projektes und stellen den Kontakt zwischen Unternehmen und ISABEL her.

Und in der Praxis? Die FiF-Regionalberater*innen konnten bereits einige Unternehmen für die Kooperation mit dem Projekt ISABEL begeistern, z. B. die HASOMED GmbH, die Weidemann-Gruppe GmbH, die Fliesen-Ernst und Stieger GmbH oder das Kinder- und Jugendhilfezentrum Groß Börnecke (KJHZ). Die Studienabbrechenden werden von diesen Firmen direkt auf der Projektwebseite angesprochen, was inzwischen auch erste Früchte getragen hat. Im Frühjahr 2016 absolvierte ein 31-jähriger Studienabbrecher ein mehrwöchiges Praktikum im Kinder- und Jugendhilfezentrum Groß Börnecke. Aufgaben und Arbeitsumfeld passten perfekt zu seinen Zukunftswünschen. Seit Mai ist er dort nun als pädagogische Unterstützungskraft in Vollzeit tätig und hat im August eine berufsbegleitende Erzieherausbildung beim Europäischen Bildungswerk in Magdeburg begonnen. Ein zweiter ISABEL-Coachee wird ihm aller Voraussicht nach folgen. Ausgangspunkt für diese Zusammenführung war ein von FiF und ISABEL gemeinsam durchgeführter Checkup „Ausbildungsattraktivität“ Anfang des Jahres. Dieses Gespräch führte zu einem lockeren Kennlerntermin zwischen dem KJHZ und drei interessierten Studienabbrechern, die das Projekt ISABEL im Coaching begleitet.

So führen individuelle Lösungen und kurze Wege zwischen den im Land Sachsen-Anhalt aktiven Projekten zum direkten Erfolg für Unternehmen und dem Fach- und Führungsnachwuchs von morgen.

Das Projekt ISABEL wird durch den FiF-Partner MA&T GmbH umgesetzt. Mehr Informationen unter http://www.ma-t.de/isabel.htm.